Jet Set Radio (Test)

Aus SEGA-DC.DE
Jet Set Radio
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Genre Arcade / Sport
Erschienen Jp.png 29.06.2000
Us.png 01.11.2000
Eu.png 24.11.2000
Entwickler Smilebit
Vertrieb SEGA
Online-Funktionen Ja, Downloads
Spieler 1
Kompatibel mit VMU, VGA-Box,
Vibrationspack
Mehr Infos Weitere Daten

Bereits vor der Veröffentlichung von Jet Set Radio fiel insbesondere der markante 3D-Anime-Comic-Grafikstil auf, den es bis heute so nur in wenigen Spielen gegeben hat. Alleine dadurch hob sich der Titel von der Masse ab. In diesem Test soll geklärt werden, ob Jet Set Radio auch spielerisch ein Ausnahmetitel ist.

Entstanden ist Jet Set Radio beim SEGA-internen Entwicklerstudio Smilebit. Früher bekannt als Team Andromeda und seit 2004 unter dem Namen SEGA Sports Japan firmierend, war das Studio bereits für die Panzer Dragoon Saga auf dem Saturn verantwortlich. Bei der Entwicklung von "Jet Set Radio" gab es keine festen Vorgaben und so entstand ein einzigartiges und frisches Spielkonzept.

"Jet Set Radio" spielt in der fiktiven Stadt "Tokyoto", die sich ganz klar am heutigen Tokio orientiert, sie aber um ein paar Ideen anreichert, die unter "künstlerische Freiheit" fallen. Tokyoto besteht aus drei großen Stadtteilen. Shibuya, Kabukicho (ein Teil von Ost Shinjuku) und Tsukishima. "Jet Set Radio" ist der Piratensender des obercoolen "Professor K" und der Inline-Skater-Gang "The GGs", welche ihre Gruppenlogos (in der Szene-Sprache "Tags" genannt) in der Stadt an allen möglichen Stellen (sogar Fahrzeugen) anbringen, um so ihr "Revier" zu markieren. Die Ordnungsbehörden sehen diese Graffitis gar nicht gerne und greifen, wo sie nur können, ein.

Zu Beginn ist die Stadt auf vier Gangs dieser Spray-Skater aufgeteilt. Die Streetpunks, welche auch "Rudies" (kommt wohl von Rowdy) genannt werden, haben gegenüber heutigen Inline-Skatern einen großen Vorteil: Ihre Inline-Skates sind mit einem speziellen batterieversorgten Magnetantrieben bestückt. Damit können sie schneller fahren, höher springen und besser bremsen als andere Skater. Das Ziel des Spieler ist es, alle feindlichen Streetgangs durch übersprühen ihrer Logos aus der Stadt zu verdrängen und neue sprayende Skater in die eigene Gang aufzunehmen. Dass man dabei nicht von der Polizei erwischt werden soll, versteht sich von alleine.

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Sobald man eine neues Spiel startet, wird kurz die Spiel-Story vom DJ "Professor K" erzählt. Dann kommt schon die erste Aufgabe: Eine Skaterin aus der eigenen Gang testet, ob man überhaupt in der Lage ist mitzumachen. Als Prüfung wird sie ein paar Tricks vorführen (z.B. auf einem Geländer mit funkensprühenden Inline-Skates entlang rutschen - "grinden" genannt - und dabei Logos auf Fahrzeuge sprühen). Wenn man nicht genau nachmacht, was sie vormacht, wird man sofort das Game Over sehen.

Doch keine Bange, das ist nicht alles. Hat man drei Prüfungen bestanden, darf man endlich in das Hauptquartier der "GGs". Das Shinjuku-Viertel ist bereits eures, die anderen Viertel sind in der Hand der feindlichen Gruppen. Ein Blick auf die Karte zeigt uns das nächstmögliche Einsatzgebiet, wenn sich z.B. andere Gruppen erdreisten, im eigenen Revier zu taggen. Nach einer doch recht langen Ladezeit taucht man in einem Stadtviertel auf. Dort kann man sich endlich frei bewegen.


Die 3D-Grafik ist ungewöhnlich, da man einen Cell-Shader verwendet. Die Grafik ähnelt also einem Comic, wobei in Jet Set Radio der japanische Anime-/Manga-Einfluss erkennbar ist. Dieser einzigartige Anime-Comic-Look sucht auf der Dreamcast seinesgleichen und ist in dieser Art meist nur in 2D Spielen zu finden. "Jet Set" ist also ein frei steuerbarer 3D-Anime-Zeichentrick! Diese Grafiktechnik wurde bis heute nur von wenigen anderen Spielen verwendet, unter anderem von The Legend of Zelda: The Wind Waker.

Die Animationen sind perfekt flüssig, sehr realistisch und überzeugen auf voller Linie. Die Skater haben alle den "Flow" und sobald man sie kurze Zeit nicht steuert, fangen sie mit eleganten Tanzbewegungen an. Die Musik dazu ist ein interessanter und ins Ohr gehender Mix aus Hip-Hop, House, Funk, Techno und Acid. Er passt perfekt zum ganzen Stil dieses Spieletraums jedes modernen Streetskate-Fans.


Ein Druck auf die Starttaste zeigt eine Übersichtskarte. Auf dieser sind die feindlichen Tags und die aktuelle Position des Polizeichefs verzeichnet. Wieso das? Der Polizeichef ist im Laufe der Jahre, in denen er erfolglos die GGs und anderen Banden schnappen wollte, verrückt geworden und keiner stoppt ihn. Also rennt er jetzt mit einem Dirty-Harry-Peacemaker-44er-Colt hinter euch her und versucht euch zu erschießen! Offenbar sind seine Patronen aber nicht sehr effektiv, denn ein Treffer tötet euch nicht sofort, sondern zieht nur kräftig von der Lebensenergie ab.

Sobald ihr ein Tag gefunden habt, drückt ihr einen Knopf und es wird übermalt. Ist das Tag etwas größer, braucht ihr mehr Zeit. Dann erscheinen Pfeile, die angeben welche Bewegungen man mit dem analogen Stick machen soll, um das Graffiti zu sprühen. Üblich sind rauf, runter, Halbkreis rechts und links sowie Vollkreis-Bewegungen und dies in Kombinationen. Um zu sprühen braucht ihr Farbe. Farbdosen schweben wie Ringe in "Sonic Adventure" quer im Level verteilt und müssen aufgesammelt werden. Es gibt auch Dosen, die einem Lebensenergie zurückbringen. Pro Malbewegung braucht man eine Dose. Macht man einen Fehler, muss man das Tag von vorne anfangen (das kostet wieder wertvolle Farbe und Zeit). 20-30 Dosen kann jeder Skater gleichzeitig mit sich rumschleppen.


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Das Problem beim Sprayen ist weniger die Ausführung, sondern die Zeit. Sobald man mehr als ein bis zwei Tags gesetzt hat, wird die Polizei der Stadt anrücken. Dutzende Polizisten mit Schlagstöcken sind euch auf den Fersen. Später setzen diese Motorräder, Tränengas, Fallschirmjäger mit Gewehren, Kampfhubschrauber und sogar Panzer ein. Das sie bei dem Versuch, die flotten Schmierfinken zu bändigen, die halbe Innenstadt in Schutt und Asche legen, scheint dem durchgeknallten Polizeichef mittlerweile egal zu sein.

Für den Spieler bedeutet dieses Aufgebot jedenfalls Hektik. Wer zu lange rumsteht, wird zusammengeprügelt oder beschossen. Haben die Polizisten einen erwischt, heißt es nicht sofort Game Over - im Gegenteil. Man kann dann versuchen, durch hektische Lenkbewegungen und Weglaufen sich von den Häschern zu befreien. Dabei kommt es zu wirklich witzigen Szenen. Etwa wenn ein Polizist sich verbissen an einen klammert und man trotzdem versucht wegzufahren und ihn mit sich herumschleift.

Die Stadt ist noch detaillierter als bei Crazy Taxi. Es gibt Mülltonnen, Werbeschilder, Busse, Bushaltestellen, Briefkästen, Tunnels, Unterführungen, Geländer, Einkaufspassagen, Hausdächer inklusive TV-Antennen und Schüsseln, komplette Wohnungen mit Inneneinrichtungen, durch die man brettern kann, Bäume (die übrigens mit ihren pixeligen Rändern die hässlichsten Objekte mit darstellen), Straßenlampen, Verkehrsschilder, massenhaft Passanten, die davonspringen, wenn man sie rammen will, Schleichwege, Hauptverkehrsstraßen, Abwasserkanäle, U-Bahnen und U-Bahnhaltestellen, Treppenhäuser, Geschäfte und so weiter und so fort.

Zwar blenden sich manche Objekte sichtbar ein (wie bei Shenmue), aber trotzdem stört das kaum, da wirklich so viel los ist und man meist viel zu sehr damit beschäftigt ist, neue Farbe zu sammeln, ein Tag zu machen oder vor den Angriffen der Polizei in Deckung zu gehen. Bei der Flucht offenbart sich, was die GGs Magneto-Inliner so alles draufhaben. Man kann Salti und Spagatsprünge machen, an Wänden seitlich fahren, von Wand zu Wand springen, Ollies und andere bekannte Skater-Tricks machen, auf jeder Art von Kante oder Geländer grinden, riesige Sprünge starten und weitere Tricks, die sich einem erst nach und nach im Spiel offenbaren, ausführen. Am Ende dürfte man ein dutzend Spezialmanöver können.


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Hat man einen Bereich wieder zu GG-Territorium gesprayed, bekommt man eine Bewertung und anfänglich nach jedem Level einen neuen Skater. Diese stellen sich vor und zeigen genau wie beim Tutorial am Anfang ein paar Tricks. Wenn man es schafft, diese nachzumachen, wird der Skater zur anwählbaren Spielfigur. Die Jungs und Mädels, die sich da vorstellen reichen vom supercoolen schwarzen Rapper mit fettem Ghettoblaster auf der Schulter und einem riesigen goldenem Yenzeichen als Halskette über den rotblonden Freak mit knallroter Brille und grünem Kapuze bis hin zu abgedrehten Typen mit Brillen, die wie Insektenaugen aussehen oder Skaterinnen mit Rastazöpfen.

Hat man alle Viertel des Stadtteils einer Gang (z.B. der Noise Tanks) vollgetaggt, wird man gegen die Gang selber antreten. Ziel ist die ultimative Demütigung. Man soll jedem der Drei ein Tag der eigenen Gruppe auf den Rücken sprühen. Gelingt dies, gibt der so "markierte" verzweifelt auf. Ist es geschafft, gehört einem der Stadtteil und man kann ihn für Zeitsprührennen verwenden.

In jedem Level sind "Jet Set Radio"-Icons versteckt. Diese zu sammeln ist nicht so leicht, weil sie oft nur mit einem wilden Sprung erreichbar sind. Es gibt später auch Rennen gegen andere Skater und die Aufgabe in möglichst kurzer Zeit alle Tags im eigenen Revier neu zu sprühen. Für Langzeitmotivation ist also gesorgt. Aber bis dahin hat man genug damit zu tun, alle Skater frei zu spielen (über zehn sind es) und die immer extremeren Angriffe der Polizei zu überstehen.

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Wer die Graffitis (klein, mittel und die ganz großen) langweilig findet, kann aus 100 vorgefertigten wählen (die meisten muss man sich aber erst erspielen) und wem das immer noch nicht genug ist, der in einem Logo-Editor eigene Logos kreieren. Mit ein bisschen Übung sehen diese dann sogar ziemlich cool aus.


Schade ist nur, dass es keinen Zwei-Spieler Modus gibt. Ansonsten gibt es kaum etwas Negatives anzumerken. Der Titel läuft auch mit VGA-Box, früher konnte man neue Graffitis über das Internet herunterladen und seine eigenen Tags anderen zur Verfügung stellen. Der Homebrew-Programmierer Indiket hat diesen Dienst nachprogrammiert und wieder online gestellt. Das Ganze kann unter http://online.sega-dc.de erreicht werden und von dort auch mit der Dreamcast genutzt werden.


Fazit

Es gab und gibt nur wenige Spiele, die so innovativ einen neuen Grafikstil, ein Top-Gameplay, viele witzige Ideen und gut gemachte Zwischensequenzen zu einem Toptitel verbinden. Man kann sich, ohne das jemand geschädigt wird, richtig in der Stadt austoben. Mehr Style, Coolness und Design gehen nicht. Der witzige Polizeichef und die trotteligen Polizisten geben dem Titel die nötige Prise Humor, so dass das alles richtig sympathisch wirkt. Allerdings fällt durch die vielen harten Kontrasten auf, dass die Dreamcast kein richtiges Anti-Aliasing (Kantenglättung) kann. Doch auch das kann über eine Sache nicht hinwegtäuschen: Jet Set Radio sollte in keiner Dreamcast-Spielesammlung fehlen! Yo! Yo! Yo! Get it!

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Sound Bewertungspunkt.jpgBewertungspunkt.jpgBewertungspunkt.jpgBewertungspunkt.jpgBewertungspunkt.jpgBewertungspunkt.jpgBewertungspunkt.jpgBewertungspunkt.jpgKeinebewertung.jpgKeinebewertung.jpg
Gameplay Bewertungspunkt.jpgBewertungspunkt.jpgBewertungspunkt.jpgBewertungspunkt.jpgBewertungspunkt.jpgBewertungspunkt.jpgBewertungspunkt.jpgBewertungspunkt.jpgKeinebewertung.jpgKeinebewertung.jpg